Toter Führer

Er war einer der Nazis, mit denen jedes Gespräch sinn­los ist. Seit über 40 Jahren war der Rechts­an­walt Jürgen Rieger eine der wich­tigs­ten Perso­nen in der deut­schen und euro­päi­schen Neonazi-Szene. Er gehörte zu den Köpfen, er gab die Paro­len aus, die das Fußvolk brüllte, er stachelte junge Rechts­extre­mis­ten zum Rassen­hass an. In zahl­rei­chen Orga­ni­sa­tio­nen versprühte er sein brau­nes Gift, von der Wiking-Jugend über die “völki­sche Artge­mein­schaft” bis hin zur NPD, deren stell­ver­tre­ten­der Vorsit­zen­der er zum Schluss war.
Rieger war ein beken­nen­der Rassist (siehe Inter­view), der intel­li­gent argu­men­tie­ren konnte. Ihm kam es darauf an, dass “die Deut­schen” sich klar vom Einfluss ande­rer Kultu­ren abgren­zen. Er orga­ni­sierte unzäh­lige Neonazi-Tref­fen, veran­stal­tete Semi­nare, aber auch soge­nannte Wehr­sport­übun­gen, bei denen mili­tante Neona­zis im Nahkampf ausge­bil­det wurden.

Die NPD verdankt ihm Spen­den in Höhe von etwa 500.000 Euro. Jürgen Rieger kaufte vom Geld alter Nazis Grund­stü­cke und Häuser über­all in Deutsch­land und Schwe­den, dort wollte er eine “rein­ras­sige” Zucht von “Ariern” orga­ni­sie­ren. Dieses Projekt schei­terte an inter­es­sier­ten Teil­neh­mern, ledig­lich die ökolo­gi­sche Schwei­ne­zucht war erfolg­reich. Das ist ja schon mal ein passen­der Anfang.

Gestern nun starb Jürgen Rieger nach einem Schlag­an­fall. Und zwar ausge­rech­net im Kran­ken­haus Neukölln, mitten unter zahl­rei­chen Pati­en­ten und Ange­stell­ten aus Kultu­ren, die er so von Herzen gehasst hat. Was für eine wunder­schöne Ironie.

Foto: Marek Peters / www.marek-peters.com

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