Lebensdaten: * 10.4.1913 (Chemnitz) + 16.12.2001 (Israel)

Informationen zur Person:
Eigentlich: Hellmuth Flieg
Journalist, Schriftsteller

Stefan Heym ist vielen als populärster Schriftsteller der DDR bekannt. Seine Beliebtheit ist vor allem darauf zurückzuführen, dass er Zeit seines Lebens unangepasst war. Schon als 17-Jähriger musste der das Gymnasium seiner Heimatstadt Chemnitz verlassen, weil er ein antimilitaristisches Gedicht verfasst hatte. Sein Abitur machte er deshalb 1932 in Berlin. Erste Veröffentlichungen, unter anderem in der „Weltbühne“ Carl von Ossietzkys zeichnete er aus Rücksicht auf seine Familie mit dem Pseudonym Stefan Heym. Im Jahr darauf floh er nach Prag, da er sich als Jude in Deutschland bedroht fühlte. In der tschechischen Hauptstadt arbeitete er vorerst als Journalist für mehrere tschechisch- und deutschsprachigen Zeitungen. Nach dem Selbstmord des Vaters emigrierte Stefan Heym in die USA, wo er seine schriftstellerische Laufbahn begann.
Ein Teil seiner Familie wurde während der Nazi-Herrschaft in Konzentrationslagern ermordet. 1936 beendete Heym seine Studien an der Universität von Chicago mit einer Magisterarbeit über Heinrich Heine und wurde bis 1939 Chefredakteur der antifaschistischen New Yorker Wochenzeitung „Deutsches Volksecho“.

1943 trat Stefan Heym in die US Army ein und nahm 1944 als Sergeant für psychologische Kriegsführung an der Invasion in der Normandie teil. Kurz nach Kriegsende wurde er jedoch wegen „prokommunistischer Haltung“ aus der Armee entlassen. 1945 war er Mitgründer der „Neuen Zeitung“ in München, allerdings verließ er die USA endgültig erst 1951. Aus Protest gegen den Koreakrieg gab er der US-Regierung alle militärischen Auszeichnungen zurück. 1948 verarbeitete Heym seine Erfahrungen in der Armee in einem Roman, es war noch seine „amerikanische Zeit“. Das bedeutete, dass er seine Werke in englischer Sprache verfasste und sie dann ins Deutsche übersetzte.
Nach dem verlassen der USA siedelte Stefan Heym erst nach Warschau und Prag um, 1952 ließ er sich dann mit seiner amerikanischen Frau in Ost-Berlin nieder. Hier wurde er 1953 Kolumnist der Berliner Zeitung und Mitglied der PEN-Zentren Ost und West.

In den Folgejahren profilierte sich Stefan Heym als Kritiker des Regimes, legte aber Wert darauf, nicht als Gegner verkannt zu werden. 1954 wurde er Mitglied des Vorstands des Deutschen Schriststellerverbandes und erhielt den Heinrich-Mann-Preis. Beim IV. Schriftsteller-Kongress 1956 geriet er mit Walter Ulbricht in einen politischen Streit, der mit mehreren später folgenden Veröffentlichungen noch angeheizt wurde (u.a. „Im Kopf sauber“, „Offen gesagt. Neue Schriften zum Tage“), Trotzdem erhielt Heym 1959 noch den Nationalpreis der DDR. Ulbrichts Nachfolger Erich Honecker ging 1965 jedoch auf Konfrontationskurs gegen Heym und kritisierte das Manuskript zu „Fünf Tage im Juni“, einer Darstellung der Ereignisse um den 17. Juni 1953.

Nach der Ausbürgerung von Wolf Biermann 1976 unterschrieb Stefan Heym – trotz tiefer politischer Differenzen zu Biermann – die Protestresolution. Seitdem fand er in der DDR keinen Verlag mehr, der seine Bücher auflegen wollte. Der Roman „Collin“, eine Abrechnung mit der stalinistischen DDR-Vergangenheit und ihrer Verdrängung, konnte deshalb nur in der Bundesrepublik erscheinen. Daraufhin folgte eine Verurteilung wegen „Devisenvergehens“ und der Ausschluss aus dem DDR-Schriftstellerverband.
Mit dem Ende der DDR wurde Stefan Heym im Land immer beliebter, seine Rede am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz in Berlin ist legendär. Er setzte sich nicht für die Zerschlagung ein, sondern für einen neuen, einen besseren Sozialismus in der DDR. Nach der Maueröffnung wendet er sich gegen den Konsumrausch vieler Ostdeutscher.
1993 erhielt Heym als erster deutscher Schriftsteller für sein Eintreten gegen den Rassismus den Jerusalem-Preis für Literatur.

Stefan Heym, schon in der Weimarer Republik ein unbequemer Bürger war dies auch während der Nazizeit, während seiner US-Zeit, in der DDR und dann auch im wiedervereinigten Deutschland. Als er 1994 – von der PDS aufgestellt, allerdings ohne Parteimitglied zu sein – in den Bundestags einzieht und dort als Alterspräsident seine Eröffnungsrede hält, versagt ihm (mit Ausnahme von Rita Süsmuth) die gesamte CDU-Fraktion den Applaus. Doch schon 1995 legt Heym sein Mandat aus Protest gegen die Diatenerhöhung nieder.
Stefan Heym starb Mitte Dezember 2001 während eines Besuchs in Israel direkt am Toten Meer und wurde am 21.12.2001 auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee neben seinem Vater beerdigt.

Einige Veröffentlichungen:
1942: „Hostages“ (englisch; deutsch 1958: „Der Fall Glasenapp“)
1948: „Der bittere Lorbeer“ (englisch; deutsch: 1950)
1948: „The Crusaders“ (deutsch 1950: „Kreuzfahrer von heute“)
1972: „Der König-David-Bericht“
1974: „Lassalle“
1974: „5 Tage im Juni“
1979: „Collin“
1981: „Ahasver“
1984: „Schwarzenberg“
1988: Autobiografie „Nachruf“
1995: „Radek“
1998: „Pargfrider“
1990: „Auf Sand gebaut“
1992: „Filz“

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